Mittwoch, 1. Februar 2012

Winterfütterung von Vögeln und Wildtieren

Viele Menschen gehen davon aus, wir sollten nicht in die Natur eingreifen und sind gegen eine Fütterung von Vögeln und/oder Wildtieren und glauben an eine "natürliche" Auslese. Ich denke, der Mensch hat die Natur in großem Ausmaß nach seinen Vorstellungen auf Kosten der Natürlichkeit verändert, so dass nicht nur die Artenvielfalt gefährdet ist, sondern auch das Überleben einzelner Arten in kritischen Zeiten. So gibt es für samenfressende Vögel kaum noch Nahrung durch Rückschneiden der Pflanzen im Herbst in den meisten Gärten und eine reine nutzorientierte Land- und Forstwirtschaft.
Dem Argument "das ist eben Natur" angesichts verhungernden Wildtieren entgegne ich, dass der Mensch - wäre er so wie die Tiere der Natur ausgeliefert - der erste wäre, der an Hunger und Kälte sterben würde. Wir heizen unsere Häuser, kaufen in Supermärkten ein und maßen uns an, Tiere einer ausgebeuteten Natur zu überlassen. Wir werfen Lebensmittel weg ohne darüber nachzudenken, manches noch Tieren zukommen lassen zu können.
Daher möchte ich ein paar Tipps zur Fütterung geben, die sich nach meiner Erfahrung bewährt haben:

1. Vögel
Um möglichst viele unterschiedliche Vogelarten zu erreichen füttere ich erstens an ca. 10 verschiedenen Plätzen im Garten. Ich hänge viele Meisenknödel (z. B. bei Kaufland bes. günstig: 6 Stück 75ct) und Fettstangen an Haken oder Sammelgefäße in Bäume. Viele Vögel fressen gern im Schutz der Äste. Zusätzlich sind an mehreren Stellen Vogelhäuser aufgestellt, die ich mit Mischfutter (ebenfalls bei Kaufland sehr günstig: 2,5kg 2,29€) und Sonnenblumenkernen fülle. Stare (die meist ab Anfang Februar wieder aus dem Süden kommen, aber bei uns nur Schnee vorfinden), Amseln, Drosseln aber auch Meisen, Goldammern, Rotkehlchen, Zeisigen etc. mische ich grobe Haferflocken (500g 35ct bei Aldi, Norma oder Kaufland u.a. in einem Eimer mit Sonnenblumenöl bis diese damit getränkt sind. Besonders attraktiv auf die Vögel wirken untergemischte Rosinen, die allerdings auch wieder etwas teurer sind (200g ca. 65ct). Auch halbierte Äpfel auf dem (hoffentlich katzensicheren Boden) lieben Stare, Amseln und Drosseln, selbst wenn es friert und sie picken eifrig auf diese ein. Eine flache Schüssel mit warmem Wasser muss bei strengem Frost mehrmals ausgetauscht werden (damit Vögel nicht fatalerweise aus Salzpfützen trinken, die erst recht starken Durst auslösen) und auch das Futter immer nachgefüllt werden, will man allen Vögeln eine Chance geben, nicht nur den vorwitzigen ersten.
Ich füttere das ganze Jahr, wenn auch im Sommer deutlich weniger. Die Vögel kommen dann eigentlich auch nur bei schlechtem Wetter, wenn sie keine Insekten fangen können oder auch sonst wenig finden, ohne stark durchnässt zu werden - und nicht aus Bequemlichkeit oder ihre Jungen ausschließlich mit Vogelfutter aufzuziehen, wie oft behauptet wird, um gegen Sommerfütterung zu argumentieren.
Ich erfreue mich jedenfalls an den zahlreichen Vögeln nicht nur einer Gattung, sondern auch selten gewordener Arten. Anfangs benötigt man ein wenig Geduld, aber mit den Jahren "spricht es sich unter den Vögeln rum", obwohl die kleinen Arten nur 1-3 Jahre leben. Aber sie geben die Information über die Futterquelle an ihre Jungen weiter.Wichtig ist, dass Vögel eine Futterquelle schon vor Einbruch von Kälte und Schnee kennnen, um dann gleich darauf zurückgreifen zu können, wenn sie in Futternot sind.
Brot sollte nicht oder nur selten gefüttert werden, da Vögel bei häufiger Brotaufnahme Kropfentzündungen bekommen und daran sterben können.
Kürzlich erschien ein Artikel im "Weiheimer Tagblatt" über das Ungleichgewicht in der Vogelwelt, das sich aufgrund räuberischer Krähen und Elstern eingestellt habe. Ich beobachte das seit Jahren und füttere sogar Krähen, als auch Elstern und Eichelhäher, so dass diese auch in unserem Garten mit ihren Jungen bis zur nächsten Brut erscheinen. Noch nie habe ich beobachtet, wie sie andere Vögel oder Nistkästen beraubt hätten. Vor Jahren erschien in einem "Geo" Heft ein Artikel über Elstern. Ihr Kropf/Mageninhalt wurde zur Jungvogelzeit ausgiebig unter die Lupe genommen. Die ihnen vorgeworfenen, zahlreich erbeuteten Jungvögel anderer Singvogelarten konnten sich nicht nachweisen lassen, dafür v.a. Insekten! Wir sollten endlich von solchen Feindbildern Abschied nehmen. Umso mehr werde ich persönlich angefeindet, wenn ich auf die zu unnatürlich großen Populationen angewachsenen Katzenbestände hinweise und um Rücksichtnahme der Katzenbesitzer in der Jungvogelzeit bitte, d.h. die Katzen bes. in Morgen- und Abenddämmerung drinnen zu lassen, weil dann die Vögel gern am Boden nach Futter suchen und zur leichten Beute werden.
Katzenbesitzer empfinden das als starke Einschränkung für ihre Lieblinge und schimpfen lieber auf Krähe & Co.
Übrigens sind Krähen und Elstern sehr intelligent und uns Menschen in ihrer Lebensweise gar nicht so unähnlich, wie Prof. Reichholf in seinem Buch "Rabenschwarze Intelligenz" nachweist. Durch kleine, gesunde Futtergaben wie Rinderhack,Dosenfutter oder etwas Käse (sie mögen genauso wie wir eiweißreiche Kost) kann man die schlauen Gesellen beobachten, wie sie überschüssige Gaben für Notzeiten verstecken.
Durch Monokulturen in der Landwirtschaft, bes. den schon verbrecherisch zunehmenden Maisanbau (in jüngster Zeit sogar als Biomasse zur Energiegewinnung, statt Tiere und Menschen zu sättigen) ist selbst diesen intelligenten Vögeln in großen Landstrichen die Existensgrundlage entzogen worden, sowie vielen anderen Tier, - und Pflanzenarten.
Also nehme ich mir das Recht, das ein wenig an den lebenden Exemplaren meiner Umgebung gut zu machen und diesen ein etwas angenehmeres Leben zu ermöglichen, bes. in kalten Zeiten (so wie jetzt). Davon profitiere auch ich, indem ich ruhiger schlafen kann, wenn ich weiß, dass manches Tier nun leichter der Kälte standhalten kann! Dieses Gefühl der Zufriedenheit wünsche ich auch meinen Lesern und vielen Vögeln durch einen vollen Kropf in der kalten Nacht!

2. Rehe
Diese sanften, liebenswerten Geschöpfe werden bejagt, aber selten von ihren Jägern gefüttert. Besonders Staatsförstereien schießen bei Drückjagden alles ab, was vor die Flinte kommt, aber die übrig gebliebenen Tiere in Notzeiten zu füttern kommt ihnen nicht in den Sinn. Kitze, die ihre Mutter durch Jagd verloren haben, haben es im Winter besonders schwer, da sie normalerweise noch bis ins Frühjahr von der Ricke geführt werden. Im Wald findet man bei näherem Hinsehen Lecksteine auf Pfosten sowie sogenannte "Kirrungen" in Form von ausgebrachtem Apfeltrester oder einigen Körnern unter Baumscheiben, die Rehe und andere Tiere des Waldes anlocken sollen. In unmittelbarer Schußlinie finden sich immer Hochstände, von denen dann das angelockte Wild leicht geschossen werden kann. Ich finde das hinterhältig und feige, den Hunger und die Not der Tiere auszunutzen um diese zu töten.
Rehe verlangsamen ihren Stoffwechsel im Winter stark, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Das funktioniert nur, wenn sie totale Ruhe in ihrem Lebensraum haben und nicht noch weiter z.B. auf Wildschweine Jagd gemacht wird. Sobald sie flüchten müssen, verbrauchen sie viel Energie, die sie im Winter nicht aufnehmen können und schon beginnt die Abmagerung. Wildschweine und Füchse werden mittlerweile ganzjährig bejagt (Waschbären und Kaninchen ebenfalls), was sehr zulasten des Rehwildes geht.
Es benötigt Unterstützung, solange die Jagd nicht abgeschafft wird und sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen kann.
Vielerorts hört man, es sei verboten, Wildtiere zu füttern.
§ 1 des Tierschutzgesetzes besagt, dass man verpflichtet ist, einem Tier in Not zu helfen, so dass man sich immer darauf berufen kann, ist es dauerhaft kalt und/oder eine Schneedecke vorhanden.
Man sollte dort füttern, wo Spuren im Schnee sichtbar sind
und keine Schusslinie und/oder Hochstand in der Nähe, also am besten im Windschatten eines dicken Baumes in einer Wurzelmulde. Ich füttere zu gleichen Teilen : Maisbruch, Quetschhafer und Grünpelletts für Schafe oder Wild. Wichtig ist, das das Futter nicht nass wird, weil es sonst schimmelt und unbrauchbar wird. Das wäre schade ums Geld und die Mühe.
Also nur soviel füttern, wie gefressen wird und trocken liegt. Bei Minusgraden besteht die Gefahr des Durchweichens sowieso nicht. Bei starkem Schneefall sollte man das Futter etwas frei fegen.
Normales Heu mögen Rehe selten, weil sie Feinschmecker sind.
Man kann auch Haferflocken, Müsli, Rosinen geben, aber es wird dann immer teurer und es geht ja hauptsächlich um "erste Hilfe", d.h. die Tiere durch den Winter zu bringen. Die meisten Rehe sterben übrigens im Frühjahr, wenn das Gras beginnt zu wachsen. Sie sind dann zu geschwächt, um sich schnell zu stärken und zu erholen. Ich beginne meist erst im Januar zu füttern, wenn es richtig kalt wird und beobachte die Tierpopulationen mit einer Wildkamera, was nicht nur sehr lehrreich ist, sondern viel Freude macht (bis die Tiere, die einem durch die Fotos vertraut geworden
sind von Jägern geschossen werden (wie mein diesjähriges Kitz))! - Habe ich mit der Fütterung begonnen, muss sie bis ins Frühjahr, wenn auch später ausschleichend fortgesetzt werden, da sich der Stoffwechsel der Tiere darauf einstellt.
Die Menge stellt man auf die in einer bestimmten Zeit gefressenen Menge ein. Bitte tagsüber Futter auslegen, da ab Dämmerung diese Plätze von den Tieren aufgesucht werden. Unruhe dort würde die Rehe vertreiben.
Man kann leider nicht erwarten, die Tiere zu Gesicht zu bekommen, aufgrund der Bejagung sind sie sehe scheu geworden. Es kann sich nur um einen rein selbstlosen Akt der Nächstenliebe gegenüber unseren Mitgeschöpfen handeln.
Übrigens fressen die ausgelegten Körner auch Dachse und Marder, tagsüber picken sie viele Vogelarten. Mäuse werden angelockt, so dass auch mancher Fuchs eine Mahlzeit findet.
Kot im Futter habe ich noch nie gesehen, wenn verschmutzt, sollte man den Baum wechseln.
Sie werden mit dem Gefühl belohnt, geholfen zu haben und das hat schon Albert Schweitzer als den einzig wahren Lebenssinn erkannt: "anderen Wesen, sei es Menschen oder Tieren zu helfen, das ist das einige Glück."

3. Füchse, Dachse, Wildschweine, Marder u.a.

Auch wenn diese Tierarten z.T. verfolgt und angefeindet werden, haben sie genauso wie wir ihre Daseinsberechtigung und empfinden Hunger und Schmerz ebenso wie wir. Auch ihnen gehört somit in harten Zeiten geholfen. Wildschweine lieben z.B. Eicheln, die man im Herbst reichlich sammeln und trocknen kann (bitte nicht Jägern verkaufen). Auch Mais lieben sie, daher werden sie ja von den Bauern als vernichtungswürdige Schädlinge angesehen und verfolgt. Wiesen (bes. an Waldrändern) werden von ihnen "aufgebrochen", um Bucheckern, Eicheln und Insekten zu finden. Für den Waldboden ist das ausgesprochen nützlich.
Füchsen kann man in kalten Zeiten mit Dosenfutter oder gekochtem Huhn, Eiern oder Fleischresten Gutes tun. Ich kaufe gern in den Supermärkten dem Haltbarkeitende nahes, reduziertes Fleisch. Bitte kein Trockenfutter geben, da Füchse ungern trinken und einen Nierenschaden bei häufiger Aufnahme bekämen. Hat der Fuchs die Stelle gefunden bezieht er sie in seine abendliche Runde ein und schaut dort immer nach. Auch hier gilt, - nicht den Jägern/Förstern in die Hand arbeiten, sondern dichte Stellen im Wald wählen, weitab von Hochständen, Reifenspuren und Schneisen.