Mittwoch, 9. Mai 2012

Eröffnung der Jagdsaison

Kaum, dass überall der Frühling Einzug gehalten hat, die Bäume grün sind, die ersten Jungvögel ausfliegen, Säugetiere ihre Jungen aufziehen, - beginnt die Jagdsaison. Ganze 3 Monate Ruhe gönnte man den Rehen, da in Bayern aufgrund angeblich zu niedriger Abschusszahlen die Jagdsaison auf Ricken und Kitze bis zum 31.1.12 verlängert wurde! Als ich am 1.Mai morgens in der Dämmerung einem wunderschönen Vogelkonzert lauschte, ertönte der erste Schuss, da war ein besonders eifriger Jäger am Werk, der nicht erwarten konnte, den von ihm wohl schon vorher ins Visier genommenen Bock zu schießen! Die Tiere sind jetzt noch mager vom Winter, man kann also davon ausgehen, dass es sich um reine Lust am Töten und Trophäenjagd (ein schön gewachsenes Gehörn) handelt. Seit 1. Mai ist außerdem der Abschuss von Schmalrehen erlaubt (weibliche Kitze des letzten Jahres, die noch nicht geboren haben und besonders beliebt sind wegen ihres zarten Fleisches), es kommt sehr häufig zu Verwechslungen mit Ricken, die eigentlich genauso aussehen und auch nicht als "Mütter" zu erkennen sind, da sie die Kitze zu deren Sicherheit von sich entfernt im Gras ablegen! Werden sie irrtümlich erschossen,müssen die Kitze elendig verhungern... Ich kann nicht nachvollziehen, was in einem Jäger oder Förster vor sich geht, wenn er ein Tier tötet. Wenn ich durch die Natur "streife" fühle ich mich als ein Teil von ihr, alle Wesen um mich herum ebenbürtig. Ich achte darauf möglichst keinen Käfer, Schnecke o.a. zu zertreten, diese wollen genauso leben und sind ein Teil dieser Schöpfung wie ich. Wenn ein Reh ängstlich und vorsichtig die Deckung des Waldes verlässt um auf der Wiese zu "äsen" (fressen), würde mich der Anblick dieses freien, schönen Tieres glücklich machen. Des Jägers Glück dagegen ist der Fangschuss, mit dem er das Tier tötet. Kaum ein Tier ist in der gleichen Sekunde tot. Jäger erzählten mir, dass die getroffenen Tiere noch ein paar Meter laufen, bevor sie zusammenbrechen. Wer will beurteilen, was wirklich in ihnen vorgeht? Das Landsberger Blatt pries heute Wildfleisch für die Grillsaison an, so gesund, und die Tiere hatten ein so gutes Leben und Tod ohne Schmerz! Ich finde das sehr einseitig, nämlich aus der Sicht der Jäger, die nun ihre "Beute" wieder an den Mann bringen wollen. Wo Wild nicht gejagt wird, verliert es seine Scheu und Dämmerungsaktivität und zeigt sich auch tagsüber auf Wiesen. Wo sieht man bei uns noch abends ein Reh am Waldrand friedlich äsen? Vor ein paar Jahren, als ich nach Wessobrunn zog, war dies noch anders. Inzwischen sieht man jeweils in Sichtweite des vorherigen, einen weiteren Hochstand. Jeder Meter kann kontrolliert, bzw. beschossen werden. Was an den Straßen nicht totgefahren wird, wird getötet. Gegenüber den Pachtgebühren einer Jagd sind die Ausgaben für Schutzmaßnahmen, wie der Kauf von blauen Reflektoren (die bes. wirksam sind, da die Farbe "blau" den Tieren fremd ist und ca. 80% weniger Wildunfälle zur Folge haben) vergleichsweise gering. Doch wo sieht man diese oder andere Schutzmaßnahmen (Trassierband, Wildschutzzäune)? Eher selten! Schießen scheint einfacher und erwünschter zu sein, anstatt "seine" Tiere zu schützen. Welcher Autofahrer drosselt sein Tempo ab Dämmerung den Tieren zuliebe? Der hiesige Förster erklärte mir die "Vorzüge" der in meinen Augen besonders ablehnenswerten "Treib, oder Drückjagd" damit, dass das Gebiet nur einmal im Jahr "gestört" werde, der Rest des Jahres Ruhe herrsche! Da der besonders schützenswerte Schwarzstorch im Gebiet des "Kappenzipfel" brüte, dürfe dort während dieser Zeit nicht geschossen werden. Seltsamerweise hört man seit dem 1.5.12 aus allen umliegenden Waldgebieten (Staatsforst wie Jagdpacht) fast allabendlich oder morgentlich Schüsse, obwohl der Schwarzstorch schon brütet! Wie glaubhaft sind Jäger, die sich zudem noch als "Naturschützer" bezeichnen? Dem aufmerksamen Spaziergänger fallen dieser Tage besonders die frisch aufgestellten Holzpfähle auf, die auf ihrer Spitze einen Leckstein tragen. Man könnte meinen, das Wild würde "verwöhnt". Schaut man umher, ist der nächste Hochstand nicht weit. Wild leckt gern an den Salzsteinen. Zu diesem Zweck sind diese so angebracht, dass sich die Tiere hochrecken müssen um den Stein zu erreichen. Dann sind sie in einer besonders schussgünstigen Position, der einzige Zweck solcher Maßnahmen. Statt Hege in Notzeiten nun "Leckerlis" für den Tod! Feige Schüsse aus dem Hinterhalt... Ich kann keinen Naturschutz darin sehen, Leben zu nehmen, auch wenn keine natürlichen Feinde das Wild dezimieren. Ab einer gewissen Populationsdichte lässt die Fruchtbarkeit nach und der Bestand reguliert sich auch ohne den menschlichen Abschuss, aber das möchte kein Jäger glauben und schon gar nicht zugeben. Es gibt ein Tierschutzgesetz, das so ausführlich die Rechte der Tiere beschreibt, dass es eigentlich nirgendwo Tierquälerei geben dürfte, würden sichtbare Mängel in der Pflege von Haustieren gemeldet und geahndet. Es gibt ein Nutztiergesetz, das sogenannten Nutztieren schon sehr viel geringere Rechte einräumt als Haustieren, sonst wären Tierversuche und Massentierhaltung längst verboten. Und es gibt ein Jagdrecht, dem die sogenannten Wildtiere unterstehen und sie sozusagen (fast) zum Eigentum des Jagdpächters machen. Die Tiere eines Staatsforstes gehören laut hiesigem Förster niemanden, dürfen aber von Forstleuten und geladenen Gästen der Treibjagd getötet werden. Für ein Reh und dessen Fleisch zahlt der "Täter" dann nur ca. 50 €! Das bayrische Jagdgesetz kann man auch als Nichtjäger im Internet lesen. Einem Tierfreund sträuben sich die Nackenhaare, was da alles erlaubt ist! Wildschweine und Füchse, sowie Waschbären und Wildkaninchen dürfen ganzjährig, auch in der Säugezeit bejagt werden, so dass Jungtiere elendig verhungern, kehrt die Mutter nicht heim! Böcke dürfen ab dem 1. Oktober nicht mehr geschossen werden, aber wen kümmert das bei einer Treibjagd? Getötet wird, was vor die Flinte kommt! Ab September dürfen Ricken (weibliche Tiere, die schon geboren haben) und ihre Kitze bejagt werden. Die Kitze durften gerade mal 3-4 Monate leben, kürzer als ein Mastschwein. Überleben die Tiere einzeln, haben die Kitze kaum eine Chance die kalten Tage zu überstehen, da die Ricke sie noch über den Winter führt und noch bis in den Dezember und länger säugt. Zwischen Mutter und Kitz besteht eine enge Bindung, Ricken "trauern" um ihre verlorenen Kitze! Es gibt Jäger die nur ein Kitz schießen, wenn die Ricke Zwillinge hat (was bei Rehen häufig vorkommt) und ihr wenigstens das andere lassen. Hier wurde ein von mir seit seiner Geburt beobachtetes weibliches "Einzelkitz" seiner Mutter "weggeschossen" - und das ganz legal! Ich empfinde das Töten von Jungtieren wie ein Töten von Kindern, es kann nicht recht sein - wenn überhaupt - so früh, noch dazu gesundes Leben zu nehmen! Wie kann vor dem Gesetz nicht jedes Tier gleich sein, warum das eine geschützt, das endere gejagt? Wildschweine verlieren bes.bei Treibjagden ihre Jungen (im Winter!) oder es kommt zu Frühgeburten, das Ende der Ferkel ist vorprogrammiert. Die Bevölkerung in ihren warmen Stuben bekommt von diesen Grausamkeiten nichts mit, bewußt werden Treibjagden nicht angekündigt und wer weiß schon, welches Leid sich im Sozialleben der Tiere durch Drückjagden oder der vielen Einzelabschüsse der Jäger abspielt. Unsere Wildtiere führen noch ein relativ freies Leben, leider von immer mehr Straßen und Siedlungen durchzogen. Aber gerade diese Freiheit macht das würdelose Töten besonders schlimm. Unsere Nutztiere werden als Fleischlieferanten gezüchtet, was in der praktizierten Form nicht zu akzeptieren ist (außer evtl.in Biobetrieben für Menschen, die nicht auf Fleisch verzichten wollen). Ihr Töten bedeutet zum jetzigen Zeitpunkt überwiegend eine Erlösung von dem Leid des Lebens. Ob man nun solches Fleisch essen mag, muss Jeder selbst entscheiden. Aber den Tieren, die unsere Natur bereichern - das Leben bewußt zu nehmen, obwohl es lebenswert wäre - erscheint mir noch grausamer und unsinniger. Auch Jagdkataloge sind sehr aufschlussreich, was Jäger tun und wie sich Anregungen sogar aus CD´s holen, die Jagdszenen aus Ungarn und anderen Ländern sowie noch mehr bejagten Tierarten zeigen. Welcher Charakter sich hinter solchen Menschen verbirgt,brauche ich hier nicht näher beschreiben. Amoklaufende Jungendliche brauchen angesichts legaler Greueltaten nicht zu verwundern! Auch die Fallenjagd ist lt. Jagdgesetz erlaubt, was kaum jemand weiß. All das spielt sich in unserer so heil und ordentlich wirkenden Natur ab! Es wird Zeit, dass das Jagdgestz novelliert wird, wie es Frau Künast vor Jahren schon einmal wollte, dann aber durch vorzeitige Neuwahlen nicht stattfand. Jäger sind meist wohlhabend, der Jagdschein, die Kleidung, Zubehör und Gewehre, all das kostet viel Geld, ein "Armer" kann sich das nicht leisten. Natürlich stellt diese Lobby ein bestimmtes Wählerpotential dar, weshalb Koservative und Liberale es vermeiden, diesen ihre Rechte an wehrlosen Geschöpfen zu nehmen! Den Grünen als auch im Bund Naturschutz gehören viele Förster an, die häufig noch rücksichtsloser, zumindest genauso rücksichtslos Wild schießen, wie Jäger. Nehmen Sie sich bitte Zeit im Internet über Jagd zu lesen, v.a. die Initiative "Abschaffung der Jagd" zeigt schonungslose Fotos und Videos aus der Jagdszeneund stellt den Sinn solchen Tuns infrage. Es muss ein ehrwürdigerer Umgang mit der Schöpfung und ihren Geschöpfen angestrebt werden. Jagd stammt aus der Steinzeit, sie ist unzeitgemäß und ist ein schlechtes Vorbild legitimer Gewalt für Kinder. Stattdessen müssen wir unseren Kindern gerade im Zeitalter der I-Phones & Co die Natur näherbringen. Denn nur wer die Natur und seine Geschöpfe liebt, versteht und schützt sie, so gut es geht.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Landwirtschaft: Wiesenmahd - kommerziell oder naturnah?

Bald werden die Wiesen gemäht, in einer Zeit die geprägt ist durch die Nachkommen von Rehen, Feldhasen und Wiesenbrütern (der vom Ausstserben bedrohte Kiebitz, Uferschnepfe oder Brachvogel). Der natürliche Instinkt der Jungtiere ist, sich bei Gefahr zu ducken statt wegzulaufen. Das hat ihnen das Überleben über Jahrtausende gesichert. Maschinen gibt es erst wenige Jahrzehnte, auf die die Tiere nicht eingestellt sind. Jedes Jahr werden zigtausend Tiere Opfer von Mähwerken, was nicht zwangsläufig so sein muss. Es ist wieder einmal an uns Menschen, unser Verhalten an die Natur - von der wir leben - anzupassen, anstatt das Umgekehrte zu erwarten. Es gibt mehrere Möglichkeiten Jungtiere, aber auch Amphibien und andere wiesenansässige Tiere zu schützen. - Vergrämungsmethoden Diese Maßnahmen sollen Tiere dazu bringen, sich von der Wiese fernzuhalten. Allerdings gewöhnen sich Wildtiere schnell an Vogelscheuchen oder Ballons, die in der Wiese angebracht werden und zeigen kaum Wirkung. Auch die Lärm- und Ultraschall -erzeugenden "Wildretter" zeigten in Versuchen nicht die besten Ergebnisse. Selbst ausgebildete Jagdhunde finden die in den ersten Tagen keinen Eigengeruch verströmenden Kitze nicht immer. - Das Wichtigste: Die Mahdmethode Der Mahdrichtung kommt eine große Bedeutung zu. Rehe rennen bei Gefahr nicht in bereits gemähte Freiflächen. Also sollte man nie von außen nach innen mähen, sondern umgekehrt von innen nach außen. Die Schnitthöhe sollte mindestens 15 cm betragen, weil so viele Tiere und Gelege gerettet werden können. Am besten und sichersten ist es die Mahd so weit wie möglich nach hinten zu verschieben und erst im Juli zu mähen. Dann ist die Aufzuchtzeit der meisten Tiere vorbei. Auf großen Flächen könnten Landwirte ungemähte Streifen als Rückzugsraum stehenlassen (bes. wichtig an Waldrändern für Kitze) und die Mahd zeitlich gestaffelt durchführen. Dies erscheint auf den ersten Blick nicht so rationell und umständlich, aber sind wirklich nennenswerte Verluste bei der Silo-/Heuernte zu befürchten? Und ist eine reiche Natur nicht wertvoller als ein paar mehr Euro in der Tasche? Die Mähgeschwindigkeit sollte verringert werden, da dann noch die Möglichkeit zur Bremsung gegeben ist. Nicht bei Dunkelheit mähen, da sich viele Tiere gerade beim grellen Scheinwerferlicht ducken anstatt zu flüchten! Landwirte und Jäger sollten zusammenarbeiten und die Wiesen vor der Mahd absuchen. Das rettet immerhin einige Kitze! Bitte helfen Sie mit, - als Landwirt mit den genannten Tipps, - als Nicht-Landwirt informieren Sie diese bitte, häufig wissen sie einfach nicht, wie man das "Vermähen" verhindern kann. Diese Methoden zum Schutz der Tiere in den Wiesen stammen hauptsächlich aus einem Ratgeber der "Deutschen Wildtierstiftung".