Dienstag, 6. März 2012

Amphibienaktion 2012

Eines meiner mit Ölfarbe auf Holz gemalten Warnschilder, die über die Jahre schon mehrfach mit Hundekot verschmiert wurden, oder ganz verschwanden, aber irgendwo wieder auftauchten. Nun ist das andere Schild seit ein paar Tagen unauffindbar!
Allerdings bringen die Schilder auch den einen oder anderen Autofahrer scheinbar zum "Rasen".


Die ungesicherte (ohne Netz) Straße zwischen den Teichen von Wessobrunn in Richtung Haid

Im Winter 1995 zogen wir nach Wessobrunn. Im März 1996 holte ich unseren "Babysitter" an einem regnerischen Abend aus Haid (einem Ortsteil von Wessobrunn) ab und sah die von lebenden und toten Fröschen übersäte Straße. Rechts und links liegt jeweils ein kleiner Teich, in dem die Amphibien einst zur Welt kamen und nun jedes Frühjahr nach der Schneeschmelze zurückkehren um sich dort zu paaren und abzulaichen. Je nach Art und Wetterlage kehren die Tiere nach 2-4 Wochen wieder in Wiesen und an Waldränder zurück, wo sie sich von Schnecken, Würmern und Insekten ernähren.

Der Teich auf der rechten Seite mit Hecht und Co.

Der Teich zur Linken mit breitem Schilfgürtel, in den die meisten Tiere wandern und ablaichen

Trotz der damals noch viel ruhigeren Straßen waren viele Tiere überfahren und ich sah Handlungsbedarf. Der BUND, der im Zellseegebiet die von der Stadt Weilheim finanzierten und aufgestellten Netze betreut, hatte selbst Probleme genug Freiwillige zu finden, die diese Wochen der Wanderung allabendlich die Netze abgehen, die Tiere in Eimern sammeln, zählen und zum Schluss in einen nicht von Raubfischen bestückten Teich bringen, wo sie sicher ablaichen können. Dort hatte ich schon die Jahre zuvor geholfen. In Haid wurde mir außer mit einem Stück alten Netz nicht weiter geholfen, also war ich all die Jahre überwiegend allein (mit einem meiner Kinder!) tätig.

Das Netz direkt oberhalb der Klostermauer

Hier gibt es besonders viele Kröten, die über die Jahre durch den Schutz deutlich zunahmen

Aus diesen von den ersten Frühlingssonnenstrahlen erwärmten Hangwiesen machen die vielen Kröten und einige Frösche bei der Wanderung den Anfang...

...Molche stellen hier inzwischen eine große Ausnahme dar, sie haben es nicht geschafft, über die immer stärker befahrene Straße in ihrer Langsamkeit zu überleben. Mein Netz kam leider zu spät.

Trotz Aufrufe an die hiesige Bevölkerung war niemand bereit mitzuhelfen oder für Netze zu spenden, so dass ich aufgrund der weiten Strecke der Straße, die die Tiere überqueren gezwungen war und bin, mit dem Auto hin und her zu fahren und sie in 2 Eimern (einer linker Teich, einer rechter Teich)zu sammeln und bei nächster Gelegenheit in das jeweilig angesteuerte Gewässer zu bringen. Das bringt mir leider immer wieder "Feinde" ein, weil Menschen dazu tendieren zu verurteilen, statt nach dem "Warum" zu fragen. Aber über meine z.T. skurillen Erlebnisse mit hiesigen Bürgern berichte ich später.-
Über die Jahre wurde zunehmend in Haid gebaut, Kinder erwachsen, zu jedem Haushalt gehören mind. 2 Autos, was nun deutlich mehr Verkehr nach sich zieht. 2007 fuhr ich abends erstmals zum Löschteich im "Zentrum" von Haid und stieß auf unzählige Frösche und Molche, die diesen Tümpel ansteuern, um dann z.T. weiter in den dahinterliegenden Teich zu wandern. Sie hatten so zahlreich nur überleben können, weil diese Straße bis dahin relativ unbefahren war. Inzwischen gab es ein Neubaugebiet am Ortsende von Haid und die Tiere waren stark gefährdet. Also kümmerte ich mich auch dort und stellte einen völlig veralteten, von einer anderen Ortsgruppe ausrangierten Folienzaun auf, den man noch im Erdreich vergraben musste, was dort aufgrund des Straßenschotters sehr schwierig war.
Dabei wäre es durch eine Böschung und die relativ kurze Wanderdistanz einfach, Metallwände zu ziehen und die Tiere in die Mitte zu einer Unterführung zu leiten. Natürlich ist das nicht ganz billig, aber würde auf Jahre eine effektive Lösung ohne großen personellen Aufwand ermöglichen. Der Bestand ist dort einmalig, vor allem sehr alt. Grasfrösche, Grünfrösche, gelegentlich auch ein "krönender" Laubfrosch kreuzen den Weg. Kröten sind nicht so zahlreich vertreten, dafür aber auch besonders große und alte Tiere (um die 30 Jahre!). Eine Besonderheit stellen die extrem zahlreichen Molche dar, Bergmolche, Teichmolche (und selten ein Kammmolch) begegnen uns zu hunderten. Die genauen Zahlen werde ich auch nach Abschluss der Wanderung in einer Tabelle im Vergleich zu den letzten Jahren hinzufügen.Genauso wie zahlreiche Fotos. Im Moment ist meine Zeit sehr knapp, da ich allabendlich ab Dämmerung draußen bin, nachts noch einmal kontrolliere und morgens gegen 5°°Uhr die Nachzügler vor dem Verkehr und der Sonne rette und ins Wasser bringe. Dazu Beruf und Haushalt.
Heute, Samstag der 31.3.12 war mal wieder ein frustrierender Abend. Da es trocken und kühl ist (abends 7°C) gehen nicht mehr viele Tiere. Diese gehen aber so verteilt und langsam (aufgrund der kalten Außentemperatur, die auch nahezu ihrer Körpertemperatur entspricht), dass man sie fast nicht abpassen kann. Auch war ich heute für die gesamte Strecke allein da und jedesmal, wenn ich das Netz in Haid absammelte, wurde eine Kröte überfahren, in Haid in meiner Abwesenheit ein großes Froschweibchen sowie 3 Molche. In Wessobrunn ein sehr altes Krötenweibchen, der Laich klebt noch lang an der Straße und hinterlässt dunkle Flecken. Obwohl Ferien sind (viele in Urlaub) und Samstag, also stark reduzierter Verkehr, kam auf fst jedes Auto ein totes Tier. Der BUND rechnet in Populationsgrößen, es kommt ihnen nicht auf ein paar mehr oder weniger Tiere an. Bei mir ist es umgekehrt, jedes einzelne Individuum ist wichtig, weil es lebt und leben möchte. Natürlich soll die Gesamtpopulation möglichst wachsen, aber gegen Umwelteinflüsse oder natürliche Feinde bin ich machtlos, ein Tod durch Überfahren ist absolut sinnlos und vermeidbar, wenn Jeder entsprechend langsam auf dieser Strecke fährt. Bedauerlicherweise tun das nur sehr wenige Autofahrer, obwohl wir doch alle von einer intakten Natur profitieren und Amphibien sind ausschließlich nützlich, richten keinerlei Schaden an!
Fortsetzung folgt...